Vom bitteren Ur-Kürbis in die moderne Küche
Kürbisse zählen zu den ältesten Kulturpflanzen überhaupt. Der Ursprung unserer heute bekannten Speisekürbisse liegt in Mittel- und Südamerika, wo Kürbis seit jeher zu den Grundnahrungsmitteln der indigenen Bevölkerung gehört. Die heutige Sortenvielfalt der Speisekürbisse geht zurück auf den wilden Kürbis Cucurbita foetidissima. Es wird angenommen, dass die nahrhaften Samen genutzt wurden, da diese frei von Bitterstoffen sind, während das Fruchtfleisch der Wildform durch den Giftstoff Cucurbitacin bitter ist.
Durch die Auslese nicht bitterer Formen wurde nach und nach auch die Nutzung als Gemüse möglich. Früh wurden erste Samen nach Europa gebracht und heute werden die domestizierten Arten weltweit in wärmeren Gebieten angebaut. In Mitteleuropa wurde Kürbis bis ins 20. Jahrhundert vor allem als Viehfutter betrachtet, erst in den letzten Jahrzehnten erfreut er sich stetig wachsender Beliebtheit in Garten und Küche.
Zuhause bei den Cucurbita, eine interessante Familie
Von der botanischen Familie der Speisekürbisse werden mehrere Arten kultiviert, darunter: Cucurbita maxima, C. moschata und C. pepo. Darunter fallen auch z.B. die Patisson, Rondini und Zucchetti. Ja, auch die Zucchini ist ein Kürbis – und damit sind wir der eingangs gestellten Frage schon einen Schritt näher. Sie finden in unserem Katalog bzw. im Onlineshop bei jeder Kürbissorte ausgewiesen, zu welcher Art er gehört. Denn Kürbisse derselben Art können miteinander kreuzen. Im Beispiel mit C. pepo bedeutet dies, dass eine Jack o’Lantern Blüte mit dem Pollen einer Zucchiniblüte bestäubt werden kann. Bei Ernte und Verzehr dieses Kürbisses merken Sie davon noch nichts. Wenn Sie jedoch die Samen von diesem Kürbis aufbewahren und im nächsten Jahr aussäen, wird nicht mehr ein typischer Jack o’Lantern an dieser Pflanze wachsen, sondern Nachkommen, die mehr oder weniger nach Kürbis oder Zucchini aussehen.
Wenn Sativa mit Jungpflanzen an der Türe läutet
Die oben geschilderte Einkreuzungsthematik ist nun auch bei der Saatgutproduktion eine grosse Herausforderung. Kürbisse werden durch Insekten bestäubt und um eine ungewollte Einkreuzung im Saatgut zu verhindern, darf im Umkreis von ca. 600-1000m keine andere Sorte derselben Kürbisart wachsen! Auf einem Vermehrungsfeld von Sativa findet man dann beispielsweise die Red Kuri, die Longue de Nice und die Sweet Dumpling, also alles verschiedene Arten, die untereinander nicht kreuzen. Nun aber ist unsere ganze Aufmerksamkeit gefragt, um zu verhindern, dass im Umkreis von 1 km keine weitere Cucurbita-Art wächst. Wenn wir im Klostergarten in Rheinau z.B. Zucchini anbauen, geht das so weit, dass die Nachbarn, die nahe am Klostergarten ihre Privatgärten haben, im Frühling Besuch von unserer Gärtnerin erhalten, die ihnen die Thematik erklärt und Jungpflanzen der ‚richtigen‘ Sorte schenkt. Glücklicherweise haben unsere Nachbarn hierfür meist Verständnis. Dies ist auch der Grund, dass der Samennachbau im eigenen Garten bei diesem Gemüse problematisch ist. Alle Kürbissorten, die Sativa verkauft, sind nachbaufähig. Das heisst, Sie können Samen, die Sie in Ihrem Garten ziehen, nächsten Frühling wieder aussäen. Die Nachkommen werden ziemlich gleich sein, ausser es gab eine Einkreuzung!
Und der Kürbis vom Kompost?
Der ist vermutlich aus Samen gekeimt, die nach dem Kürbisrüsten auf dem Kompost gelandet sind. Somit ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass es kein sortenreiner Kürbis ist. Wenn er sich mit einer andern Speisekürbisart gekreuzt hat, ist er vermutlich essbar. Da hilft nur ein Test. Ist das Fruchtfleisch wohlschmeckend, liegt der Zubereitung nichts im Wege. Wenn die ‚Komposternte‘ aber eine harte Schale hat und v.a. bitter schmeckt, ist vom Verzehr dringend abzuraten!
Hier liegt der Verdacht nahe, dass es eine Einkreuzung mit einem Zierkürbis gab. Zierkürbisse sind ungeniessbar, da sie deutlich höhere Anteile am giftigen, eingangs erwähnten Cucurbitacin enthalten. Zum Glück ist der sehr bittere Geschmack der Cucurbitacine noch in kleinsten Konzentrationen wahrnehmbar. Sie lassen sich da also keineswegs auf ein heikles Experiment ein. Wer sicher gehen möchte, dass die Kürbis- oder Zucchettiernte schmackhaft und ohne Bitterstoffe ist, sollte nur Samen aus einer professionellen Vermehrung verwenden.