Aus der Sativa-Pflanzenzüchtung

Interview mit Fadi Kanso: Projekte, Herausforderungen, Lieblingssorten
Aus der Sativa-Pflanzenzüchtung

Wie erklärt man Pflanzenzüchtung – ganz einfach?

Oft wird Pflanzenzüchtung mit dem Begriff Anbau gleichgesetzt. Es steckt jedoch viel mehr dahinter. Meistens bedeutet Pflanzenzüchtung die Kreuzung von Sorten mit gewünschten Eigenschaften, um eine neue Sorte zu erschaffen, die diese Eigenschaften dann vereint. Das könnte beim Beispiel bei Zucchinis die Kombination von gutem Geschmack und einer Virustoleranz sein.

Warum braucht es Bio-Pflanzenzüchtung?

Im Gegensatz zum konventionellen Landbau, der auf chemischen Pflanzenschutz zurückgreifen kann, stehen Biobetrieben insgesamt weniger Möglichkeiten zur Schädlingskontrolle oder Beikrautbekämpfung zur Verfügung. Es werden also Sorten benötigt, die toleranter oder sogar resistenter sind als herkömmliche Sorten. Auch arbeiten wir im Biolandbau mit einem geringeren Düngeniveau, wofür Sorten auch optimiert werden können.

Auf welche Eigenschaften werden in der Bio-Pflanzenzüchtung besonders viel Wert gelegt?

Optimaler Ertrag ist auch in der Bio-Pflanzenzüchtung eines der gewünschten Merkmale. Zudem versuchen viele Bio-Pflanzenzüchter*innen qualitative Eigenschaften, z.B. den Gehalt an Nährstoffen, hervorzuheben. Das macht sich auch geschmacklich bemerkbar. Die Karotten der Sativa-Züchtung Dolciva KS schmecken daher in der Regel süsser und aromatischer als herkömmliche Sorten. Einfach mal roh oder als Saft ausprobieren und den Geschmack mit anderen Karotten vergleichen. Ein weiteres wichtiges Merkmal in der Biozüchtung ist die Toleranz gegenüber witterungsbedingtem Stress und Krankheiten.

Von der Idee bis zur fertigen Sorte, wie läuft Bio-Pflanzenzüchtung ab?

Als Erstes muss es eine Nachfrage nach gewissen Merkmalen geben, die eine Sorte vereinen soll. Sogleich beginnt die Recherche nach geeigneten Sorten mit den gewünschten Eigenschaften. Dies ist meist sehr aufwändig. Sind mögliche Kandidatinnen identifiziert, werden Versuche geplant. Das erste Anbaujahr ist zunächst nur ein Test. Dann werden Samenträger selektiert, die oft vor der Kreuzung überwintert werden müssen. Anschliessend findet die Kreuzung statt, in der zur Blüte verschiedene Elternpflanzen zusammengebracht werden. Sind die Samen reif, werden sie geerntet. In der kommenden Saison werden diese Kreuzungen wieder angebaut. Ab der zweiten Generation nach einer Kreuzung wird es spannend, denn nur manche Pflanzen zeigen die gewünschten Merkmale oder neue Kombination. Über mehrere Generationen werden immer die Pflanzen mit der gewünschten Merkmalkombination ausgewählt und zur Samenreife gebracht. Die neue Sorte wird immer besser erkennbar.

Die Entwicklung einer neuen Sorte benötigt etwa 5 – 10 Jahre. Neue Sorten müssen auch immer unter verschiedenen Anbaubedingungen getestet werden, denn wir wollen ja keine Sorten, die nur in Rheinau gut wachsen. Manchmal muss man in einem Projekt wieder von vorne beginnen oder einen Schritt wiederholen. Eine Portion Glück gehört auch immer dazu.

An welchem Projekt arbeitest du aktuell?

Ich konzentriere mich derzeit intensiv auf die Züchtung von Sonnenblumen für die Ölgewinnung sowie Calendula für die medizinische Nutzung. Im vergangenen Jahr habe ich die Arbeit an zwei Kulturen abgeschlossen: Zucchini und Chinakohl. Zwei neue, ertragsstarke, frühe Zucchinisorten mit sehr gutem Geschmack sind daraus entstanden – Inizia und Hermosa. Momentan arbeite ich an den Räbensorten Guringa und Albedo. All unsere neuen Sorten werden weiterhin züchterisch begleitet und erhalten. Insgesamt arbeitet Sativa an über 40 Kulturen gleichzeitig.

Was sind deine Lieblingssorten?

Ich habe mich sehr viel mit Zucchinisorten beschäftigt, daher bin ich grosser Fan der aromatischen Sorte Alberello die Sarzana.

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